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12. Jun 2013 30

Italien

Ich, der alte Raser auf dem Weg nach Italien..
Ein  alter Mann wie ich muss nicht mehr dauernd arbeiten und sich selbst verwirklichen, liebe Freunde - und so fuhr ich in die Sommerferien mit meiner Familie.

Was für ein Urlaub – Toscana – Montecatini Terme mit 5 Kindern, der besten Frau von allen ( nein – wir haben noch  immer  nicht geheiratet ), 2 Hunden in einem herrlichen  Gutshaus in den Weinbergen über der alten Thermenstadt.

Was für Perspektiven!

Nur, wie dorthin gelangen?

Das CL 600 Coupe hätte für meine Kinder und die Caro gereicht -  und das Gepäck? Und die Hunde? Und die Kinder meiner Schwester? Und die riesige aufblasbare Schildkrötötö für den dreijährigen Lorenz?

Ich plane die Anreise mit 2 Autos und ernte ein dubistwohleinbisselwahnsinnig und im Nachsatz –wir fahren natürlich gemeinsam.

Aber der Jellinek Emil hat doch auch die Equipage vorausgeschickt in die Sommerfrische nach Nizza – und wer ist bitteschön die Equipage? fragt die Caro pikiert.

Also ergebe ich mich in mein Schicksal, verwerfe die Pläne mit adäquatem Fahrzeug die Toscana zu bereisen, verwerfe die V – Klasse als zu klein und entscheide mich für den ehemaligen Behindertenbus vom Pezzl,  tausche meine alte, zerlegte, seit 20 Jahren in einem  Waschtrog wohnende Harley 750 WLA  gegen einen 271.000 Km Sprinter mit Automatik und Klima um als der letzte Arsch, oder der Sackbauer Edmund, oder der Papa der Familie Flodder in Montecatini Terme einzureiten.

Der Weg ist das Ziel? In einem Behindertenbus?  Wo der CL und die Dreihunderterflosse zu Hause bleiben müssen? Wo mir selbst die kleinste 851er Ducati verboten wird? – Nicht einmal ein blödes Cannondale Mountainbike geht mehr in den Sprinter – trotz langem Radstand.

In Erwartung amöbioder Fortbewegung mit immerhin 7 Menschen und 2 Hunden sowie deren Equipage  - soo viel Kramuri hat Niemand! -  an Bord machen wir uns zur Geisterstunde auf nach Süden – gemeinsam mit allen Tschechen, Polen und Weißrussen – nur amöboiden die schon acht Stunden länger…..und in Graz biegen alle! nach Spielfeld ab – Kroatien ruft…

Und ich?  Ich bin der Raser! Ich fahre 140  - dauernd! - und bis Brescia – ein kleiner Umweg, um ein paar nette Autos zu besuchen – überholen mich und die meinen  keine 10 Autos.

Wo sind sie, die ungeduldigen Deutschen in den Porsches, die Holländer mit ihren Wohnwagen, umherirrend auf kurvigen Autobahnen? Gott weiß wo, aber nicht auf den Straßen, welche wir wählen.

Doch der totalste aller Totalschäden der Automobilfahrkunst hat die Italiener auf eigenem Boden heimgesucht. Wo sind sie, die kleinen Nuvolaris in ihren kleinen lauten Abarths ?  

Mutiert zu 120 schleichend und auf Radare lauernde Nissan  Micra  Furzer , selbst die Range Rover Sport Wichtigen kommen nicht über die Schallmauer von 128, wo bleibt die Seele der italienischen Autofahrer – wurde  auch die in Brüssel zu Tode geknebelt?

Wo bleibt die hoppla jetzt komm ich  - Mentalität der italienischen Fahrer, wo das  geht sich noch aus - Kribbeln,  wo der Kurvenkampf in der Parabolica vor dem Campanile?

Ganz selten saust ein Cinquecento Abarth, ein Beetle in Elfenbein mit Oxblood Leder und Chiantiverdeck um eine Ecke, also ein bissel ist`s noch da, das italienische Leben, doch der große Teil der Tifosi in einen Chor von „Bella Macchina“ einstimmend – entert man ein Dorf mit einer Duc -  ist schon tot.

Die Meisten hocken auf  koreanischen Rollern, selbst die Vespas kommen aus Indien, Mogelpackungen gleich, Ducatis und Guzzis  gibt’s in Favoriten mehr und der Rohstoff für Bisteca Fiorentina kommt aus Irland – kein Schmäh.

Frage mich, ob der Prosciutto San Daniele  in Ungarn oder Rumänien heranwächst….

Angekommen in Montecatiniterme – wundervolles uraltes Gutshaus – rufe ich die Kinder, die Hunde und die Frau zur Ordnung und zum Entpacken unserer Behindertenschaukel.

Da hätte ich auch mit der verwitterten Nikefigur im Garten rumgranteln können – weil: EINE Millisekunde nach dem Stopp vor unserem Haus sind ALLE im Pool und der Nachmittag natürlich gelaufen – meine Familie ist auf Urlaub.

Und ich bin der Equipagenschlepper….

Früher war alles besser, da gab`s im besten Fall einen Käfer für die 5 Menschlein, 2 Koffer und den Leinensack für die Butterbrote – und aus, jedenfalls nicht 8 Kubikmeter Laderaum zum Kramuribunkern.

Tags darauf der erste Ausflug in die Umgebung, Riesenlob diverser Mammas  für meine biondi bambini und so ist die erste Animosität gegen den Sprinter – er braucht immer eineinhalb Parkplätze und passt in kein Parkhaus – verflogen.

Bella maccina, grande motore von einem italienischen Parkplatzwächter in San Gimignano – für einen dreizehn Jahre alten Behindertenbus der Wiener Lokalbahnen?

Wirwollenansmeeeeeer vielstimmig – obwohl alle meine Aversion gegen den Sand bis ins Dings kennen. Die Beste von allen hätte es den Kindern schon versprochen und die Pinta freut sich auch sooo aufs Meer.

Wie die Hunde auch? Natürlich! Wieder vielstimmig.

Und ein paar Minuten später sind alle startbereit und die aufgeblasene Schildtötötö für den Lorenz auch an Bord – Johnny Lee Hooker tröstet mich, überlege wie ich mir den Sand und die Schlepperei und ALLES ersparen kann.

An der Küstenstraße angekommen folge ich nicht den Touris sondern einem leicht in die Jahre gekommenen Transit mit der italienischen Ausgabe meiner Mischpoke.

Ich folge meinem Leidensgenossen zu einem NICHT beschilderten Strand, ein Parkplatz belegt von circa 30 italienischen Autos und uns, 50 Meter breiter blütenweißer Sandstrand, palmengedeckte Saletteln für das Mittagessen der Familien und das anschließende Ruhen der Pappas.

Keine Mieten für ranzige Liegestühle, keine Hundeverbote, keine Scherben, keine Ghettoblaster, bloß Meeresrauschen und der Wind und Schatten in den Pappasalettln.

Und Männer können sich super verständigen -  obwohl ich nur Essen bestellen kann  italienisch. Männer können Sprache ersetzen durch Interesse, Gesten und die gegenseitige Wertschätzung. Wir – die Familienväter unterhalten uns jedenfalls prächtig über Gott und die Welt .

Die Kinder, Frauen und Hunde kehren abends erschöpft, ein wenig dunkler und überglücklich zurück zu den Vätern und so ist das Meer gar nicht mehr sooo sandig.

Nach Vinci ist der Plan, den Leonardo besuchen, bei ihm zu Hause und in seinem Museum und ich will meine Schildtötötö mitnehmen, protestiert der Lorenz und die Mona Lisa sei ihm wurscht. Nach einigem Gezanke wegen der Schildtötötö geruht auch Herr Lorenz mitzufahren.
Wir erklimmen die Anhöhe zu Leonardos Geburtshaus mit unserem Bus und behindern einen hinter uns fahrenden Ferrari F355 in rosso corsa.

Oben angekommen wartet der letzte Parkplatz auf unser Auto und verweist den Ferrari auf die Plätze. Wir purzeln aus dem Bus und degustieren unzählige Honigsorten von einem Bauern aus der Umgebung.

Krabbenartig schält sich der Berlusconi Verschnitt aus seiner Rennsemmel, verliert sein Toupet, erntet einen bedauernden Blick von seiner 35 Jahre jüngeren Begleitung und auf einmal ist der Ferrari weniger wert als ein holländisches Fahrrad mit Packtaschen.

Umarme meine Söhne und bin unglaublich stolz auf die Lausebengel, erwerbe Drei! Kilo Honig und philosophiere kurz in mich hinein, dass mein Behindertenbus und meine Familie und ich eine Spur besser zusammenpassen, als Signore Ferrari und Lolita. Wir brauchen auch nix zu beweisen, keinen Auftritt, keine Show, bloß ein bissel Honig und die Schildtötötö vom Lorenz.

Die Caro fordert den Urlaub vom Urlaub,  lässt die Kinder bei den Freunden zu Hause und so reisen wir beide mit der Gartenhütte nach San Gimignano.

War vor 15 Jahren schon einmal mit der Liebsten dort und freuen uns beide über die Unveränderlichkeit dieser alten Mauern. Selbst Myriaden von Touristen konnten der wundervollen Stadt irgendetwas Modernes anhaben. Erwerben bei einem Töpfer – wie damals – ein paar Vasen, und erleben einen tollen Time Warp.
Erinnere mich an meinen ersten Aufenthalt in San Gimignano, ein von den Schwiegereltern verordneter Urlaub für die Caro und mich, den Workaholic.  In einem wundervollen Gutshof   an den Hügeln der alten Stadt war eine Wohnung gebucht und wir reisten standesgemäß in einem 560SEC in Cäsars Reich. Nicht ohne  noch schnell ein richtig großes Motorboot mit 2 riesigen Schiffsdieselmotoren zu reparieren und die Caro darob  in Begeisterungsstürme ausbrechen zu lassen.

Als das Schiff endlich geheilt war und ich mich in einen  ölverschmierten Mechanikerlurch verwandelt hatte setzten wir unsere Urlaubsreise fort.


Am Reiseziel sogar zu früh angekommen, taxierte uns der Vermieter richtig und gab uns ein Zimmerchen mit der Schlüsselaufschrift Magazzino.
Ich war froh mich duschen zu können und dachte unser Quartierproblem tags darauf zu lösen.

Die Parkplätze des Gutshofes befanden sich in einem Pinienhain oberhalb des riesigen Pools und am darauffolgenden Morgen schlenderte ich zum Auto, vorbei an diversen Cinquecentos, Kas, Clios und Polos, öffnete den Kofferraum meines 560ers  und durfte dem  sofortigen  Verfall unseres Zimmervermieters, der den Pool reinigte, beiwohnen.

So kann man sich täuschen, Kleider machen nicht immer Leute, Autos manchmal schon und so logierten wir die restlichen 13 Nächte im Herrenhaus das man uns gleich überließ.
Die Caro schmunzelt, weiß natürlich im Augenblick woran ich denke.

Kaufe von der Fattoria Paradiso ein paar Hundert Flaschen Roten und  verstaue problemlos den Einkauf im Achterdeck.

Wir kehren nach Montecatini zurück, finden unsere Freunde und die Kinder unversehrt  und  degustieren abends einige Chiantis unserer Beute.

Millionen Touristen in Florenz, angestellt in Reih und Glied, stundenlang wartend auf den Einlass in den Dom und wir sollen uns auch ans Ende der Schlange platzieren? Alle: Jaaaa! Ich: Kommtüberhaupnichtinfrage!

Schon sitze ich hinterm Steuer und reise mit Familie und Schildttötötö gen Firenze - und was für Parkplätze die da haben, sooo viele und alle besetzt.

Wir wollen in die Fußgängerzone!  – mit einem Behindertenbus? Doch Christophorus hat ein Einsehen mit mir, ein Wohnwagengespann parkt aus und wir ein und so erfußgängern wir die ebenselbe Zone und werden -  fast – von Rudeln sedgewayfahrender SedgewayfahrerInnen umgefahren – in der Fußgängerzone.

Ist die neue Art des Zufußgehens Sedgewayfahren?

Meine Kinder wollen auf den Campanile, die Caro auch und ich nicht, so trennen sich unsere Wege für die nächste Stunde und ich habe die Möglichkeit Florenz auf mich einwirken zu lassen, Touristengruppen und Tandverkäufer blende ich aus, setze mich in eine Bar und labe mich an Mediterranem.

Was haben die Toskanesen für ein Glück in der Toskana leben zu dürfen, was für ein Land und was für ein Lebensgefühl – Papa der Lorenz will die Schiltötötö holen und ihr Florenz vom Campanile aus zeigen. Die Realität und meine Familie sind zurückgekehrt aus luftiger Höhe, ich kann den Lorenz mit einem Cono  roten Berbereises bestechen, die Schildtötötö bleibt im Bus und wir kaufen einen Riesenberg frisches Obst für den Abend am Pool.

Papamüssenwirwiklichschonheim? Raunzt der Kinderchor, die Caro verdreht auch die Augen und ich bin einmal mehr der Arsch, weil ich zur Abreise dränge. Der Gutshof hat uns allen gutgetan, wir verabschieden uns vom herrlichen Haus, der Lorenz setzt seine riesige Schildtötötö im Pool aus – er bringt es nicht übers Herz sein Lieblingstier im heißen Auto einzusperren und so trägt uns der liebgewonnene Bus – natürlich bin ich wieder gerast mit 140 – nach Hause.

Er wird nicht verkauft, weil die Kinder und die Caro und die Hunde eine Liga zur Rettung alter Behindertenbusse gegründet haben und ich mag ihn mittlerweile auch…..

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