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10. Jul 2013 51

Wenn ich so denk und lenk grad nix, die Vierte

Sie ist nun auch in meinem Leben angekommen, meine Midlife Crisis. Ausgelacht hab ich alle meine Freunde und besonders die Feinde und obendrein alle jene die mir absolut wurscht waren – Midlife Crisis – so ein Schaas, was für die Wappler, die Lutschis, die Laberer.
Richtige Männer, so wie ich, werden nicht heimgesucht, sie sind toupetresistent, brauchen keine blondierten 22 jährigen Grillhühner für zwischendurch, sie lassen sich von einer Triumph Bonneville aus den Sechzigern finden. So eine, wie der Steve Mc Queen oder der junge Marlon Brando oder der Elvis gefahren hat, ganz sicher keine neue Bonnie, die ist hübsch retro zwar, aber schon irgendwie waach.

Also eine Echte und wenn ich schon dabei bin, mach ich aus der alten Bonnie eine richtige Triton.

Und für Euch Weicheier ein kleiner Exkurs, was eine Triton ist:

Erstens, kein Trittroller aus den Wiener Fünfzigerjahren, Triton genannt, für die Rotzbuben.

Eine Triton ist eine Melange aus dem Besten der Nebelinsel, man nehme ein Featherbed Frame, eine Roadholder Fork aus einer Norton Dominator 99, eine John Tickle front brake, einen Triumph Bonneville T120  Motor, 2 Amal concentric carburettors, 2 megaphone silencers für die Anrainer und ein paar Hundert Arbeitsstunden und fertig is da wüde mid seina Maschin.
Notwendiger Exkurs im Exkurs:

Vor 25 Jahren veranstalteten 6 Freunde und ich die Ducati Speed Week am alten Österreichring und der Zimmer Peter hatte eine dezent auf Funbike umgebaute Honda Dominator NX650 in einem richtig dunklen Dunkelschwarz mit dabei, als Botenrodel fürs Fahrerlager, so quasi. Ging gut, war anspruchslos und hübsch und so kaufte ich die Honda. Monate später - vor 24einhalb Jahren -  hatten einige Freunde und ich ein late night dinner beim Würschtelstand am Quellenplatz, bekannt für sein durchwachsenes Publikum vom Sandler zum Uniprofessor, von der Hur bis zur  Obersanktveitlady, vom Taxler zum Fahrgast……..

Fragt ein „Oider“, was ich für ein Eisen fahre und ich im Stolz des Hondadominatorfunbikers sag: eine Dominator. Er fragt: a ochtadochzga oda a neinaneinzga? Ich: a Honda!
Er wischt meine Honda wie die Salzstangelbrösel vom Ecktschochalwirtshaustisch. Mit einer endgültigen Geste. Mit gelebtem Ekel vor Japanmüll. Mit der allwissenden Erfahrung von zweimal zum Mond und zurück – auf einer NORTON Dominator. Wischt noch einmal die Honda aus der Quellenplatzluft wie eine lästige Gelse und geht ab.

Wir fragen nach ewigen Minuten im Ringen nach Fassung die Frau Wurstrat wer denn der „Oide“ gwesen is. Sie darauf, des is da Sauer Ottl, der is auf da Quönn auf Zwaraneinzg, do hoda a an Schupfn mit richtig vü oide Triumph und Norton Maschina.

Nach der Woidviatla mid an schoafn und an grogodü und an bugl hat mir die Dominator - Honda nie mehr so richtig geschmeckt. Sie konnte nichts dafür, die Welt ist eben ungerecht.
In präinternetialen Zeiten war die Suche nach einer damals schon recht betagten Norton Dominator wie die Suche der berühmten Stecknadel im Heuhaufen.

Lese im BAZAR eine blöde Anzeige: Norton Dominator 88, Zylinderkolben fehlt, 8.000.- Schilling.

Fahre nach einer Unzahl von Festnetztelefonaten endlich zu einer Garage und kaufe eine Teilzerlegte Norton Dominator 88 mit ohne Zylinder und Zylinderkopf, dafür gab s zusätzlich einen Featherbed Rahmen und eine berühmte Roadholder Gabel.

Der Verkäufer glaubte sich erinnern zu können, dass er die Motorteile vor 10 Jahren zu einem Zylinderschleifer in der Neubaugasse gebracht habe, aber niemals dazu kam, die Teile zurückzuholen. Ich frage ob`s der Eisenwagen Otto gewesen sei in der Neubaugasse, ja! so habe der Schleifer geheißen.
Und so fuhr ich damals zum Otto und erzählte ihm die Geschichte und sein Vorarbeiter, der Herr Jelinek, stieg auf eine Leiter und gab mir die fehlenden „Zylinderkolben“. Sie hatten bloß 10 Jahre beim Otto im Regal geschlafen.

Die Norton läuft wieder, aber es gibt ja noch den Rahmen und die Gabel und die Midlife Crisis.

Und so fuhr ich in die Schweiz, mein ersteigertes Bonniewrack an mich zu raffen, damit es mit meinem Nortonrahmen endlich Triton werde, damit ich Alter meinen Traum endlich leben kann, damit ich die Computerspieler so richtig erschrecken kann mit dem Auspuffbass meines Parallel Twins.

Der Verkäufer, ein in den USA lebender Schweizer, restauriert alte Häuser, sammelt alte Autos, alte Motorräder und hat einen guten Geschmack. Meine Idee, aus dem Bonniewrack eine Triton zu machen, freute ihn derart, dass er mir spontan einen wunderschönen handgemachten Alutank für meine Triton schenkte. So ein Geschenk in Zeiten wie diesen!
Kurze Nacht in Stuttgart und in der Früh zum KHM, meinen Sattler, um den Betrag 3er Dacia Logan Lederausstattungen abholen für ein Dutzend alter Mercedesse. Alle Farben, die Prägungen, die Kederstärken, die Aufpolsterungen der Bezugspfeifen, die Teppichmaterialien –  rasierte bicolor Wollvelours, eigens gewebt für drei sonderausgestattete Mehrzasters Bonz Autos, absolut perfekt gearbeitet. Der KHM in Esslingen spürt wie ein Benz in den Wirtschaftswunderzeiten beim Daimler gepolstert wurde und hat bloß 30 Jahre lang sein Spüren perfektioniert.

Der Oscar Wilde hat einen tollen Satz gesagt: „Ich habe einen ganz einfachen Geschmack, ich bin immer mit dem Besten zufrieden.“

Wie weise, sich nicht mit dem uns umgebenden Dreck abzugeben und sich mit dem Besten zu bescheiden. Und dieses Beste macht der KHM.
A propos das Beste: Der Luki hatte eine Ducati 851 mit der er Rennen fuhr. Und damit man die Rennen auch gewinnen kann, mussten die besten Tuner die feinsten Teile in die Duc einbauen und weil die Tuner und die Teile teuer sind, fuhr der Luki mit seiner Duc nicht nur aufs Podest des Siegers, sondern auch seine Firma in einen veritablen Konkurs. Und dann kam der Luki zu mir und bat mich, die Duc zu verscherbeln. Ich hatte 3 Monate zuvor meine 900SS in Zahlscheine für das Finanzamt verwandelt und musste nun eine 851er Rennmaschine zum Leben erwecken. Probefahrt auf der Westausfahrt, Ritt auf der Kanonenkugel, ich übergewichtiger Mechaniker auf einer 155PS Rakete mit den Knien bei den Ohren.

Zurück in der Werkstatt traf ich den Ulli, der gerade die neue Monster seiner Schwester servicte. Der Monstertank war demontiert und wir philosophierten über die Form der Motorradtanks und meine subkutane Wärmedämmung um die Körpermitte und ich probierte den Monstertank auf der 851er.

Und dann haben wir dem Luki die Duc 851 abgekauft und eine Monster draus gemacht in 800 Stunden und 1600 Flüchen (habt ihr schon einmal eine Bananenkiste voll Kabelbaum und Relais und Motorsteuergerät und Einspritzung in einen Rahmen versteckt?).
Die Belohnung für blood, sweat and tears  war dann richtig lustig, die Modebuberln mit den 900er Monstern (die, mit den Dynojetkits!) herzubrennen mit der zusammengetackerten und festgegafferten und angeschmierten und hingeschweißten 851er. Denn immer wenn die 900er schon nach Luft schnappten, wurde die 851er zum Zweitakter und drehte noch einmal 2000 Touren drauf und ausbeschleunigt waren die Buben. Die Monster haben wir bis heut und freuen und immer wieder mal daran. Und so suchte ich eine Spielkameradin für die 851er, suchte nach der jüngeren 888er.

Im Sprinter war noch ausreichend Platz für eine seit 10 Jahren in einer wohltemperierten Garage schlafende Ducati 888. Die Duc schlief in Mondsee, und so habe ich die bella signorina leise in den Bus geschoben und nach Traiskirchen gebracht. Der Fredl Kramer wird sie zu gegebener Zeit aufwecken und ihr die Stimme zurückgeben. Der Herr Kramer lebt Ducati, ist eigentlich ein pensionierter Eisenbahner liebt Pünktlichkeit und heilt selbst aussichtslose Fälle.

Ich werde einige Runden mit der signorina um meine Halle fahren, so lange jedenfalls, bis die Triton läuft und meine Krise vorbei ist.
top 5
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Kommentare

Smart64
24. Jul 2013

Wo hast Du bloss gelernt so zu schreiben.............
LG
Harry

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